Immer einen Schritt voraus zu sein, das gehört zum Credo der August-Ludwig-Schlözer-Schule in Kirchberg. Sie führt deshalb bereits zum kommenden Schuljahr eine Erprobungsstufe ein.

Foto: Christine Hofmann

Im NWA-Unterricht (naturwissenschaftliches Arbeiten) bereiten die Realschüler der Klasse 5b der August-Ludwig-Schlözer-Schule in Kirchberg eine Präsentation vor.

Auf die Realschulen im Land kommen umfassende Änderungen zu. Zum Schuljahr 2016/17 wird es mit Inkrafttreten des neuen Bildungsplans eine Orientierungsstufe für Fünft- und Sechstklässler geben. Die Realschule Kirchberg wird eine solche Differenzierung bereits im kommenden Schuljahr anbieten – so hat es die Gesamtlehrerkonferenz jetzt beschlossen. Die Fünftklässler, die nach den Sommerferien an der August-Ludwig-Schlözer-Schule beginnen, werden nach den Erfahrungen mit dem Differenzierungskonzept des neuen Bildungsplans unterrichtet.

In der Praxis soll die Erprobungsstufe so aussehen: Zunächst ermitteln die Klassenlehrer den Lernstand jedes einzelnen Schülers und richten ihr Unterrichtsangebot danach aus. In den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch werden immer wieder Differenzierungen für stärkere und schwächere Schüler angeboten. In den übrigen Fächern lernen die Schüler beständig im Klassenverband.

„In den Realschulklassen ist die Heterogenität der Schüler in den letzten Jahren stark gewachsen. Mit diesem Angebot wollen wir darauf reagieren und besser auf den einzelnen Schüler und seine Fähigkeiten eingehen“, erklärt Rektor Michael Szutta. Erst am Ende der sechsten Klasse fällt künftig die Entscheidung, welche Schulart – oder welches Niveau – für den jeweiligen Schüler das richtige ist. Am Ende der Jahrgangsstufen 7 und 8 wird neu entschieden, ob der Schüler im folgenden Schuljahr auf dem mittleren (Realschule) oder grundlegenden (Hauptschule) Niveau lernen wird.

„Ein Wechsel zwischen den einzelnen Schularten ist bei uns schon immer leicht möglich“, sagt Michael Szutta. Denn die Verbundschule aus Grund-, Werkreal- und Realschule vereint mehrere Schularten unter einem Dach. Auch ein ähnliches Prinzip wie das der Orientierungsstufe, die das Land 2016 flächendeckend an den Realschulen einführen wird, ist in Kirchberg nicht ganz neu. In den Jahren 2009 bis 2013 nahm die August-Ludwig-Schlözer-Schule am Modellversuch „Kooperation Hauptschule – Realschule“ teil, bei dem Schüler beider Schularten in einigen Fächern gemeinsam unterrichtet wurden. Die Erfahrungen des Schulversuchs fließen nun in die geplante Erprobungsstufe mit ein.

Im Unterschied zur Gemeinschaftsschule, in der ebenfalls Schüler auf unterschiedlichen Niveaustufen miteinander lernen, gibt es in Kirchberg kein verpflichtendes, sondern ein freiwilliges Nachmittagsangebot. Außerdem werden weiterhin Noten vergeben. An den Gemeinschaftsschulen gibt es Beurteilungen über den Leistungsstand. „Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass Lehrer bei uns Lehrer bleiben und nicht zu Begleitern werden“, betont der Schulleiter. „Es ist wichtig, dass die Schüler nicht nur selbstständig lernen, sondern auch Input vom Lehrer bekommen.“

Die Eltern können wählen: Das Angebot der Werkrealschule besteht in Kirchberg weiterhin. Oder Eltern von schwächeren Schülern melden ihr Kind an der Realschule an, wo es durch die Differenzierung im Rahmen der Verbundschule auf seinem Niveau gefördert wird. Szutta: „Wir sind bereit und haben ein Konzept, Schüler, die mehr Unterstützung oder einfach mehr Zeit brauchen, an der Realschule auszubilden und sie hier zum Abschluss zu bringen. Sie können am Ende von Klasse 9 die Hauptschulabschlussprüfung ablegen.“

Info Am Freitag, 6. März, findet um 16 Uhr in der Aula der August-Ludwig-Schlözer-Schule Kirchberg ein Tag der offenen Tür mit Informationen für künftige Fünftklässler und deren Eltern statt.

Text und Foto: HT 4.3.2015 Christine Hofmann