Weniger Schüler, der Trend zur Realschule, den Gymnasien und Gemeinschaftsschulen – dies beschleunigt das Aus der Werkrealschulen. Ein bedachter Wechsel: Schulräte stellen fest, dass sich Eltern gut informieren.
Im März haben Eltern der aktuellen Viertklässler ihre Kinder für die weiterführenden Schulen angemeldet. Die Ergebnisse liegen nun vor. Das erste Fazit: In den Städten wählen die Eltern vermehrt das Gymnasium als Bildungsstätte für ihre Kinder. Auffallend ist: Das Albert-Schweitzer-Gymnasium wächst rasant – es bietet als einzige staatliches Gymnasium im Kreis Hall den G-9-Zug an. 96 Anmeldungen lagen am ASG im Jahr 2013 vor, fürs kommende Schuljahr sind’s 128 Schüler. An den Haller Gymnasien setzt sich der Trend des vergangenen Jahres fort: Das Erasmus-Widmann-Gymnasium verzeichnete 2013 noch 95 Anmeldungen, nimmt heuer aber mit 134 Anmeldungen mehr Schüler als das Gymnasium bei St. Michael (2013 – 153 Schüler; 2015 – 118) auf. In Gaildorf indes ist mit 92 Schülern für die künftige 5. Klasse die Realschule die gefragteste Bildungseinrichtung. Dort behauptet sich auch die Werkrealschule mit 36 Schülern gut.
Vielen Werkrealschulen im Kreis gehen indes die Schüler verloren. Das Aus kündigt sich an für die Werkrealschulen in Blaufelden, Gerabronn, Kirchberg, Mainhardt, Obersontheim, Fichtenau und Vellberg. Stabile Werkrealschulen gibt es in Bühlertann, Gaildorf, Ilshofen, Kressberg, Oberrot/Fichtenberg und Schrozberg.
Ab dem Schuljahr 2016/17 können Haupt- und Werkrealschüler auch an Realschulen unterrichtet werden. Die Realschule in Kirchberg hat angesichts von nur zehn Anmeldungen für die künftige fünfte Klasse der Werkrealschule beschlossen, dieses Konzept schon ab September umzusetzen, berichtet Schulamtsdirektor Joachim Rimmele. Es ist die einzige Verbundschule im Kreis, die sich zu diesem Weg entschlossen hat. Verbundschulen sind Bildungshäuser, unter deren Dach sowohl eine Real- als auch Werkrealschule ist. Für die Verbundschulen Mainhardt und Blaufelden haben die Eltern die Entscheidung getroffen – weil es an den Werkrealschulen keine Anmeldungen mehr gibt, bleiben nur noch die Realschulen übrig. Als eigenständige Schule behaupten sich derzeit die Werkrealschulen in Bühlertann, Gaildorf, Oberrot/Fichtenberg, Kressberg und Ilshofen. Trotz geringer Schülerzahlen hat die Werkrealschule Kressberg Bestandsschutz; auch in Oberrot/Fichtenberg will man trotz kleiner Klassen an der Einrichtung festhalten. Die traditionell hohe Quote an Werkrealschülern im Limpurger Land erklärt sich Schulamtsdirektorin Ursula Jordan mit der wirtschaftlichen Struktur (weniger Industrie, mehr Handwerksbetriebe) und auch mit den guten Schulprofilen der Einrichtungen.
Seit zwei Schuljahren gibt es Gemeinschaftsschulen im Kreis. Auffallend ist, dass an den beiden Gemeinschaftsschulen in Crailsheim und an der im Haller Schulzentrum Ost die Schülerzahlen sinken. Dagegen wachsen die Gemeinschaftsschulen in Honhardt und Rot am See. Größte Gemeinschaftsschule in ganz Nord-Württemberg wird die Gemeinschaftsschule im Haller Westen. Dort schließen sich die Leonhard-Kern-Realschule und die Thomas-Schweicker-Hauptschule zusammen.
Auch die privaten Schulen im Kreis sind gefragt. In Crailsheim gibt es ab kommendem Schuljahr erstmals eine 5. Klasse in der dortigen, sich im Aufbau befindlichen Waldorfschule. Die Waldorfschule Schwäbisch Hall nimmt nach eigener Auskunft erneut 43 Schüler in die künftige 5. Klasse auf. Wie jedes Jahr nimmt die private Schloss-Schule in Kirchberg 16 Schüler aus der Region für das Gymnasium auf, teilt der Schulleiter mit. Ralf Gruber, stellvertretender Schulleiter am Evangelischen Schulzentrum Michelbach, stellt fest, dass das Elterninteresse für den Realschulzug über die Jahre außerordentlich hoch ist. Fürs kommende Schuljahr sind indes die Anmeldungen für das Gymnasium hochgeschnellt. Vor allem aus dem Limpurger Land würden Schüler kommen.
Gruber wie auch Schulamtsdirektor Rimmele stellen fest, dass sich die Eltern umfassend über die Schulprofile und die Angebote der Schulen informierten. „Das ist deutlich anders als früher“, sagt Rimmele. „Die Eltern fragen kritischer nach, sie lassen sich nicht blenden, sie gehen mit ihren Fragen auch in die Tiefe.“
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