Schulprojekt: Realschüler der August-Ludwig-Schlözer-Schule beschäftigen sich mit der Situation von Flüchtlingen im Kirchberger Adelheidstift. Ihre Erkenntnisse beschreiben sie in einer Zeitschrift.
Frieden auf Erden ist zum Jahresende wohl der sehnlichste Wunsch der Menschen. Ein konkreter Beitrag dazu ist das Projekt „Flüchtlinge in unserer Stadt“ der Klasse R9a der August-Ludwig-Schlözer-Schule.
Im Rahmen seines Referendariats an der Realschule hat Dennis Baumann mit seinen Schülern im Fachkomplex Erdkunde, Wirtschafts- und Gemeinschaftskunde (EWG) ein mehrwöchiges Projekt durchzuführen, das sich auch an deren Lebens- und Alltagswelt orientieren sollte. Angesichts der vielen Flüchtlinge in Kirchberg und der hier gepflegten Willkommenskultur lag es nahe, sich mit diesem Thema zu befassen, berichtet der 25-Jährige. Unter dem Titel „Flüchtlinge in unserer Stadt“ hatten die Schüler die Zielvorgabe, eine Zeitschrift zu erstellen.
„Ich bin stolz auf die Klasse“, sagt Dennis Baumann. Alle Jugendlichen hätten sich „reingehängt“ und mit großem Engagement tolle Ergebnisse erzielt. Auch die Arbeitsschwerpunkte und ihre inhaltliche Gliederung hätten sie weitgehend selbstständig vorgenommen. In Kleingruppen aus drei bis fünf Schülern haben sie die Fragen recherchiert, die sie am meisten interessieren – etwa nach der Herkunft der Menschen und ihren Fluchtrouten, ihre Verteilung in der EU, in Deutschland und in Baden-Württemberg und die Situation im Kirchberger Adelheidstift, wo mit derzeit 130 Bewohnern das Gros der Asylsuchenden untergebracht ist.
Im Kapitel „Was denkt Deutschland über Flüchtlinge“ präsentieren die Schüler Meinungen verschiedener Politiker und Parteien zum Thema und prüfen gängige Vorurteile in der Bevölkerung auf ihre Stichhaltigkeit.
Der spannendste Teil des Projektes sei der Besuch im Adelheidstift Ende November gewesen, erzählen die Neuntklässler einmütig. Sie lernten den Lebensalltag der Bewohner und Menschen aus den verschiedensten Herkunftsländern kennen. Von den Sozialarbeiterinnen und den Helfern vom Freundeskreis Asyl erfuhren die Schüler einiges über die Lebensumstände der Flüchtlinge.
Am interessantesten waren jedoch die Interviews, die sie mit den Bewohnern durchführten. Zwei davon sind auch in der Zeitung abgedruckt. „Dabei haben wir viel darüber gelernt, wie die Leute, die hierherkommen, sich fühlen. Sie wären ja am liebsten zu Hause geblieben und müssen hier ganz neu anfangen“, erzählt der 14-jährige Paul Sperr. Seine Klassenkameradin Alicia Kantel hat es sehr berührt, als ein syrischer Flüchtling weinend von der Zerstörung und dem Bürgerkrieg in seiner Heimatstadt berichtete, aus der er mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Deutschland geflohen ist, und sich dafür unendlich dankbar fühle. „Jetzt ist mir vieles klarer geworden“, sagt Carola Haag. Das Projekt habe ihr vor allem dabei geholfen, den Flüchtlingen nun offener begegnen zu können, führt die 14-Jährige weiter aus.
„Viele Lernfortschritte, die die Heranwachsenden während des Projektes gemacht haben, werden in einem Produkt wie der vorliegenden Zeitung gar nicht ersichtlich“, schreibt Dennis Baumann im Vorwort zu dem 20-seitigen Heft, das für Interessierte auch im Schulsekretariat erhältlich ist. Im letzten Kapitel „Reflexionen“ geben die Kirchberger Realschüler etwas davon preis und berichten in sehr persönlichen Worten davon, wie das Projekt ihnen eine neue Sichtweise auf die sogenannte „Flüchtlingskrise“ gegeben und sie auch menschlich verändert habe.